Ich könnte es mir einfach machen
und aus Sicht des BUND Naturschutz sagen: Das Bündnis hat schon immer eine sehr
positive Umweltschutzpolitik betrieben, im Großen wie im Kleinen. Mit Kai Kühnel
bzw. jetzt Sabine Geißler als Umweltreferenten des Stadtrates, tritt es nachhaltig
für den Erhalt des Grünzuges Dachauer Moos ein, ist schon immer gegen die
Nordost-Umfahrung Dachaus, hinterfragt kritisch die Umsetzung von Grünordnungs-
bzw. Landschaftsplänen bei Bauvorhaben, etc. – alles sehr gut im Sinne von
„natürlicher“ Kommunalpolitik, großes Lob also.
Als Gründungsmitglied sind mir die zwei Jahrzehnte des Bündnis für
Dachau persönlich aber auch noch anders durch den Kopf gegangen (Archive habe
ich ganz bewusst nicht zur Hand genommen), und dabei bin ich immer wieder auf
den Punkt Kreativität gestoßen.
Los ging es mit der Gründungsphase. Thomas Heckenstaller und
Klaus-Ulrich Spiegel haben damals die Szene aus Grünen (die später wieder ihren
eigenen Weg gegangen sind), ÖDP und Unabhängigen zusammengerufen, und wir haben
uns gemeinsam auf das Wagnis Bündnis eingelassen. Wir haben wahnsinnig
intensive Programmarbeit vor den Kommunalwahlen 1996 geleistet, alle Bereiche
haben dicke Bretter gebohrt – wir waren stolz, die ersten zu sein, die in
Dachau programmatisch so breit und tief aufgestellt waren. Allerdings waren PCs
damals noch nicht überall gang und gäbe, so kam auch schon mal die eine oder
andere zentral verwahrte Diskette abhanden, und es musste nachgearbeitet werden.
Die Finanzen für die sehr aufwändige Startkampagne waren zeitweise unsicher. Doch
dieses „kreative Chaos“ hat sich am
Ende als wertvolle Stadtrats(vor)arbeit voll ausgezahlt.
Diese mündete in die reale Kommunalpolitik oder auch kommunale
Realpolitik. In ihr gibt es immer wieder die Notwendigkeit zu Abmachungen, speziell
vor Wahlen, nennen wir sie „Deals“. Gute Deals brauchen Kreativität. Es wohnt ihnen aber immer das gewisse Risiko inne,
dass nicht alle Auswirkungen exakt abgeschätzt werden können, da auch von
Dritten abhängig. Nur zwei Marksteine und ihre Folgen: Die damals sog.
„Gestaltungsmehrheit“ führte in der konstituierenden Sitzung 1996 zu einer
wahren Revolution bei der Besetzung der Referentenposten, dieser Traum zerplatzte
aber bekanntlich schon vergleichsweise kurze Zeit später wie eine Seifenblase,
was aber nicht am Bündnis lag. Die explizite Unterstützung eines OB-Kandidaten zur
Wahl 2002 führte letztlich zum Austritt einiger Mitglieder, unter anderem von
mir selbst, weshalb ich im Folgenden nicht mehr von „wir“ spreche.
Um in der Kommune tatsächlich erfolgreich zu sein, braucht es neben
einer starken Portion Hartnäckigkeit insbesondere Kreativität bei der Lösungsfindung. Dies betrifft Sachfragen wie
auch die Einbindung von geeigneten Personen. Stichworte sind hier die nachhaltige
Forderung nach sozialgerechter Bodennutzung oder jüngst der Vorschlag für einen
Gewerbepark auf dem MD-Gelände als Kontrapunkt zur anderweitig leider nicht immer
sehr kreativ geführten Diskussion in der Stadt. Maßgeblich aus dem Kreis des
Bündnis (und auch früherer Mitglieder) gingen die BI „Kontra Kohlestrom“, die
in einem Bürgerentscheid die weitere Beteiligung der Stadtwerke an
Kohlekraftwerken und somit weitere „Millionengräber“ verhindert hat, sowie auch
die erste Bürgerenergiegenossenschaft des Landkreises, die BürgerStrom Dachau
eG, hervor – herausragende Beispiele für die Bündnis-Kreativwerkstatt!
Das Bündnis ist auch deshalb mittlerweile schon 20 Jahre lang so
erfolgreich, weil es keine Interessenpolitik betreibt, sondern kreativ der Sache verpflichtet ist und
dabei andere begeistern kann mitzutun, eben auch außerhalb der eigenen
Organisation.
Und noch etwas: Weil durch Kreativität
ein positives Umfeld geschaffen wurde und dieses dauerhaft gepflegt wird, sind
wir (in diesem Kontext stimmt das „wir“ wieder) in unterschiedlicher Weise und
Intensität miteinander verbunden. Wir treffen uns natürlich beim BUND Naturschutz
oder bei Wahlabenden, aber beim Volksfest auf ein Getränk oben an der
Schlossmauer oder beim aktiven (!) Fußballspielen. Das ist für mich ein Stück
Lebenswert an und in Dachau – dem Bündnis sei Dank!
Peter Heller, 21. Juli 2015
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