20 Jahre Bündnis - das Fest in Bildern

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Montag, 22. Juni 2015

20 Jahre Bündnis für Dachau - eine Laudatio auf die Kreativität



 Ich könnte es mir einfach machen und aus Sicht des BUND Naturschutz sagen: Das Bündnis hat schon immer eine sehr positive Umweltschutzpolitik betrieben, im Großen wie im Kleinen. Mit Kai Kühnel bzw. jetzt Sabine Geißler als Umweltreferenten des Stadtrates, tritt es nachhaltig für den Erhalt des Grünzuges Dachauer Moos ein, ist schon immer gegen die Nordost-Umfahrung Dachaus, hinterfragt kritisch die Umsetzung von Grünordnungs- bzw. Landschaftsplänen bei Bauvorhaben, etc. – alles sehr gut im Sinne von „natürlicher“ Kommunalpolitik, großes Lob also.

Als Gründungsmitglied sind mir die zwei Jahrzehnte des Bündnis für Dachau persönlich aber auch noch anders durch den Kopf gegangen (Archive habe ich ganz bewusst nicht zur Hand genommen), und dabei bin ich immer wieder auf den Punkt Kreativität gestoßen.

Los ging es mit der Gründungsphase. Thomas Heckenstaller und Klaus-Ulrich Spiegel haben damals die Szene aus Grünen (die später wieder ihren eigenen Weg gegangen sind), ÖDP und Unabhängigen zusammengerufen, und wir haben uns gemeinsam auf das Wagnis Bündnis eingelassen. Wir haben wahnsinnig intensive Programmarbeit vor den Kommunalwahlen 1996 geleistet, alle Bereiche haben dicke Bretter gebohrt – wir waren stolz, die ersten zu sein, die in Dachau programmatisch so breit und tief aufgestellt waren. Allerdings waren PCs damals noch nicht überall gang und gäbe, so kam auch schon mal die eine oder andere zentral verwahrte Diskette abhanden, und es musste nachgearbeitet werden. Die Finanzen für die sehr aufwändige Startkampagne waren zeitweise unsicher. Doch dieses „kreative Chaos“ hat sich am Ende als wertvolle Stadtrats(vor)arbeit voll ausgezahlt.

Diese mündete in die reale Kommunalpolitik oder auch kommunale Realpolitik. In ihr gibt es immer wieder die Notwendigkeit zu Abmachungen, speziell vor Wahlen, nennen wir sie „Deals“. Gute Deals brauchen Kreativität. Es wohnt ihnen aber immer das gewisse Risiko inne, dass nicht alle Auswirkungen exakt abgeschätzt werden können, da auch von Dritten abhängig. Nur zwei Marksteine und ihre Folgen: Die damals sog. „Gestaltungsmehrheit“ führte in der konstituierenden Sitzung 1996 zu einer wahren Revolution bei der Besetzung der Referentenposten, dieser Traum zerplatzte aber bekanntlich schon vergleichsweise kurze Zeit später wie eine Seifenblase, was aber nicht am Bündnis lag. Die explizite Unterstützung eines OB-Kandidaten zur Wahl 2002 führte letztlich zum Austritt einiger Mitglieder, unter anderem von mir selbst, weshalb ich im Folgenden nicht mehr von „wir“ spreche.

Um in der Kommune tatsächlich erfolgreich zu sein, braucht es neben einer starken Portion Hartnäckigkeit insbesondere Kreativität bei der Lösungsfindung. Dies betrifft Sachfragen wie auch die Einbindung von geeigneten Personen. Stichworte sind hier die nachhaltige Forderung nach sozialgerechter Bodennutzung oder jüngst der Vorschlag für einen Gewerbepark auf dem MD-Gelände als Kontrapunkt zur anderweitig leider nicht immer sehr kreativ geführten Diskussion in der Stadt. Maßgeblich aus dem Kreis des Bündnis (und auch früherer Mitglieder) gingen die BI „Kontra Kohlestrom“, die in einem Bürgerentscheid die weitere Beteiligung der Stadtwerke an Kohlekraftwerken und somit weitere „Millionengräber“ verhindert hat, sowie auch die erste Bürgerenergiegenossenschaft des Landkreises, die BürgerStrom Dachau eG, hervor – herausragende Beispiele für die Bündnis-Kreativwerkstatt!

Das Bündnis ist auch deshalb mittlerweile schon 20 Jahre lang so erfolgreich, weil es keine Interessenpolitik betreibt, sondern kreativ der Sache verpflichtet ist und dabei andere begeistern kann mitzutun, eben auch außerhalb der eigenen Organisation.

Und noch etwas: Weil durch Kreativität ein positives Umfeld geschaffen wurde und dieses dauerhaft gepflegt wird, sind wir (in diesem Kontext stimmt das „wir“ wieder) in unterschiedlicher Weise und Intensität miteinander verbunden. Wir treffen uns natürlich beim BUND Naturschutz oder bei Wahlabenden, aber beim Volksfest auf ein Getränk oben an der Schlossmauer oder beim aktiven (!) Fußballspielen. Das ist für mich ein Stück Lebenswert an und in Dachau – dem Bündnis sei Dank!

Peter Heller, 21. Juli 2015

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