Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Mitglieder des Bündnis für Dachau,
liebe Stadtratskollegin Sabine Geißler,
liebe Stadtratskollegen Michael Eisenmann und Bernhard Sturm,
und natürlich lieber Bürgermeisterkollege Kai Kühnel,
ich bin kein Freund langer Begrüßungen. Oft begnüge ich mich mit einem einfachen „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „Liebe Dachauerinnen und Dachauer“. Aber für meine Rede hier auf der Feier zum 20. Geburtstag des Bündnis für Dachau hielt ich es für angemessen, auch einige Einzelpersonen zu begrüßen.
Denn die eben von mir speziell begrüßten Frauen und Männer verdeutlichen etwas, das vor 20 Jahren wohl kaum jemand in Dachau für möglich gehalten hat: Nämlich, dass das Bündnis für Dachau eine der tragenden Säulen der Dachauer Stadtpolitik ist.
Wenn ein Verein 20 Jahre alt wird, dann drängt es sich geradezu auf, den Werdegang dieses Vereins mit dem Leben eines jungen Menschen zu vergleichen. Da ist dann die Rede von den Kinderschuhen, denen man entwachsen ist, oder vom Laufen lernen und vom Wachsen, vom Teenageralter und vom Eintritt ins Erwachsenenleben.
Bitte entschuldigen Sie, aber ich kann diesem Vergleich heute nicht widerstehen.
Es ist jedoch so, dass der Vergleich irgendwie nicht passt beim Bündnis für Dachau. Denn es scheint vielmehr so, als hätte das Bündnis für Dachau nie in Kinderschuhen gesteckt, als hätte es das Grundschulalter übersprungen und sein Leben sofort mit dem Eintritt in die Pubertät begonnen. Pubertierende ecken an, sie sorgen für Verwirrung, Kopfschütteln und oft auch Ärger bei den Erwachsenen – oder im Fall des Bündnis für Dachau bei den etablierten Parteien. Die Reaktion Erwachsener auf Pubertierende pendelt häufig zwischen verwirrtem Unverständnis und unverständlicher Verwirrung. Dabei sind Teenager nicht einfach nur laut und lästig, sie haben auch eine Menge guter Ideen. Das fällt Erwachsenen aber erst auf, wenn sie sich dazu durchringen, ihnen zuzuhören.
Sich Gehör zu verschaffen, war für das Bündnis anfangs gewiss nicht leicht. Aber das sollte sich ändern. Die Schaffung eines Kulturamts in der Stadtverwaltung war eine dieser guten Ideen, von denen die Stadt seit vielen Jahren extrem profitiert. Viele weitere folgten, und es würde den Rahmen sprengen, wenn ich alle davon aufzählen würde.
Es ist jedoch nicht übertrieben, wenn ich sage, dass das Bündnis sich zu einem kraftvollen Motor zur Weiterentwicklung der Stadt Dachau entwickelt hat.
Wobei Weiterentwicklung nicht gleichzusetzen ist mit einem simplen Höher, Schneller, Größer. Im Gegenteil: Weiterentwicklung heißt für das Bündnis: Rücksichtnahme auf die Natur, auf die Ressourcen und auf die Bedürfnisse der Menschen in Dachau abseits ökonomischer Interessen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin zu jung, um aus persönlicher Wahrnehmung die Auseinandersetzungen zwischen dem Bündnis für Dachau und einigen anderen Parteien in den Anfangsjahren schildern zu können. Aber ich kann Ihnen erzählen, wie ich das Bündnis in den vergangenen Jahren wahrgenommen habe. Als Stadtrat in den Jahren 2008 bis 2014 lernte ich meine Stadtratskollegen vom Bündnis für Dachau als kompetente, sachliche und sehr freundliche Kollegen kennen. Kollegen, die sich mit Nachdruck und Ausdauer für ihre Anliegen einsetzen, die aber nie vergessen, dass zur politischen Auseinandersetzung auch gegenseitiger Respekt gehört.
Es wäre ungerecht, wenn ich nun wieder den Vergleich mit einem jungen Menschen heranziehen und behaupten würde: Das Bündnis ist erwachsen geworden. Denn damit würde man die Arbeit und die Leistungen des Bündnisses in den vergangenen Jahren als Kinderkram herabwürdigen. Aber ich glaube, in den vergangenen Jahren hat sich die Position des Bündnisses in der Stadtpolitik doch ein wenig verändert, ja gestärkt: Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass nach der Entscheidung der Grünen, künftig nicht mehr gemeinsam mit dem Bündnis eine Liste aufzustellen, das Bündnis nicht nur drei, sondern nunmehr vier Stadträte stellt? Und wer hätte gedacht, dass das Bündnis mit Kai Kühnel den zweiten Bürgermeister stellt?
Ich möchte nicht allzu tief in die Analyse der Gründe für diese Erfolge einsteigen. Aber einer der Gründe ist so richtig wie banal: Das politische Programm, das große Engagement und das Personal des Bündnis für Dachau kommen an bei den Wählern. Das Bündnis für Dachau hat sich über die vergangenen zwei Jahrzehnte hinweg eine solide Basis und eine wachsende Wählerschaft erarbeitet. Das darf man auch als Mitglied einer anderen Partei ruhig einmal anerkennend und öffentlich sagen.
Apropos öffentlich: Meine Damen und Herren, ich möchte die Gelegenheit heute auch nutzen, um mich beim Bündnis für die sachliche, konstruktive und freundliche Zusammenarbeit im Stadtrat zu bedanken. Und lieber Kai, ich möchte mich bei Dir persönlich ganz herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Oberbürgermeister und Bürgermeister bedanken.
Nebenbei gesagt: Es freut mich, dass Du aus einem Deiner seltenen Urlaube jenseits der Grenzen Deiner Heimatstadt wieder heil zurückgekommen bist. Und ich gehe fest davon aus, dass Dir im Urlaub einige Ideen gekommen sind, was wir in Dachau noch so alles machen und verbessern könnten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich gratuliere dem Bündnis für Dachau herzlich zum 20. Geburtstag und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute, viel Erfolg und weiterhin so viel Kreativität und Einfallsreichtum wie in den vergangenen Jahren.
Herzlichen Dank und alles Gute!
20 Jahre Bündnis - Im Fluss
20 Jahre Bündnis - das Fest in Bildern
Video
Montag, 29. Juni 2015
Montag, 22. Juni 2015
20 Jahre Bündnis für Dachau - eine Laudatio auf die Kreativität
Ich könnte es mir einfach machen
und aus Sicht des BUND Naturschutz sagen: Das Bündnis hat schon immer eine sehr
positive Umweltschutzpolitik betrieben, im Großen wie im Kleinen. Mit Kai Kühnel
bzw. jetzt Sabine Geißler als Umweltreferenten des Stadtrates, tritt es nachhaltig
für den Erhalt des Grünzuges Dachauer Moos ein, ist schon immer gegen die
Nordost-Umfahrung Dachaus, hinterfragt kritisch die Umsetzung von Grünordnungs-
bzw. Landschaftsplänen bei Bauvorhaben, etc. – alles sehr gut im Sinne von
„natürlicher“ Kommunalpolitik, großes Lob also.
Als Gründungsmitglied sind mir die zwei Jahrzehnte des Bündnis für
Dachau persönlich aber auch noch anders durch den Kopf gegangen (Archive habe
ich ganz bewusst nicht zur Hand genommen), und dabei bin ich immer wieder auf
den Punkt Kreativität gestoßen.
Los ging es mit der Gründungsphase. Thomas Heckenstaller und
Klaus-Ulrich Spiegel haben damals die Szene aus Grünen (die später wieder ihren
eigenen Weg gegangen sind), ÖDP und Unabhängigen zusammengerufen, und wir haben
uns gemeinsam auf das Wagnis Bündnis eingelassen. Wir haben wahnsinnig
intensive Programmarbeit vor den Kommunalwahlen 1996 geleistet, alle Bereiche
haben dicke Bretter gebohrt – wir waren stolz, die ersten zu sein, die in
Dachau programmatisch so breit und tief aufgestellt waren. Allerdings waren PCs
damals noch nicht überall gang und gäbe, so kam auch schon mal die eine oder
andere zentral verwahrte Diskette abhanden, und es musste nachgearbeitet werden.
Die Finanzen für die sehr aufwändige Startkampagne waren zeitweise unsicher. Doch
dieses „kreative Chaos“ hat sich am
Ende als wertvolle Stadtrats(vor)arbeit voll ausgezahlt.
Diese mündete in die reale Kommunalpolitik oder auch kommunale
Realpolitik. In ihr gibt es immer wieder die Notwendigkeit zu Abmachungen, speziell
vor Wahlen, nennen wir sie „Deals“. Gute Deals brauchen Kreativität. Es wohnt ihnen aber immer das gewisse Risiko inne,
dass nicht alle Auswirkungen exakt abgeschätzt werden können, da auch von
Dritten abhängig. Nur zwei Marksteine und ihre Folgen: Die damals sog.
„Gestaltungsmehrheit“ führte in der konstituierenden Sitzung 1996 zu einer
wahren Revolution bei der Besetzung der Referentenposten, dieser Traum zerplatzte
aber bekanntlich schon vergleichsweise kurze Zeit später wie eine Seifenblase,
was aber nicht am Bündnis lag. Die explizite Unterstützung eines OB-Kandidaten zur
Wahl 2002 führte letztlich zum Austritt einiger Mitglieder, unter anderem von
mir selbst, weshalb ich im Folgenden nicht mehr von „wir“ spreche.
Um in der Kommune tatsächlich erfolgreich zu sein, braucht es neben
einer starken Portion Hartnäckigkeit insbesondere Kreativität bei der Lösungsfindung. Dies betrifft Sachfragen wie
auch die Einbindung von geeigneten Personen. Stichworte sind hier die nachhaltige
Forderung nach sozialgerechter Bodennutzung oder jüngst der Vorschlag für einen
Gewerbepark auf dem MD-Gelände als Kontrapunkt zur anderweitig leider nicht immer
sehr kreativ geführten Diskussion in der Stadt. Maßgeblich aus dem Kreis des
Bündnis (und auch früherer Mitglieder) gingen die BI „Kontra Kohlestrom“, die
in einem Bürgerentscheid die weitere Beteiligung der Stadtwerke an
Kohlekraftwerken und somit weitere „Millionengräber“ verhindert hat, sowie auch
die erste Bürgerenergiegenossenschaft des Landkreises, die BürgerStrom Dachau
eG, hervor – herausragende Beispiele für die Bündnis-Kreativwerkstatt!
Das Bündnis ist auch deshalb mittlerweile schon 20 Jahre lang so
erfolgreich, weil es keine Interessenpolitik betreibt, sondern kreativ der Sache verpflichtet ist und
dabei andere begeistern kann mitzutun, eben auch außerhalb der eigenen
Organisation.
Und noch etwas: Weil durch Kreativität
ein positives Umfeld geschaffen wurde und dieses dauerhaft gepflegt wird, sind
wir (in diesem Kontext stimmt das „wir“ wieder) in unterschiedlicher Weise und
Intensität miteinander verbunden. Wir treffen uns natürlich beim BUND Naturschutz
oder bei Wahlabenden, aber beim Volksfest auf ein Getränk oben an der
Schlossmauer oder beim aktiven (!) Fußballspielen. Das ist für mich ein Stück
Lebenswert an und in Dachau – dem Bündnis sei Dank!
Peter Heller, 21. Juli 2015
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